Hast du schon einmal vor einem unlösbaren Problem gestanden? Kennst du das Gefühl, wenn die Konfliktsituation dir den Magen umdreht und du das Gefühl hast, dass in der Situation nichts mehr helfen kann? Wenn die Wurzel des Problems so tief liegt, dass du keinen Ausweg findest?
Unlösbare Konflikte begegnen uns allen früher oder später. Immer wieder stellen wir uns die Frage: Was hätte ich anders machen können? Welche Fragen hätten mir vielleicht geholfen? Bin ich vielleicht das Problem?
Streitkulturen entwickeln sich häufig aus Unmut, den beide Konfliktparteien verspüren. Es ist jedoch die Frage, wie man mit den negativen Gefühlen umgeht und wie man im Fall eines unlösbaren Konfliktes es trotzdem schafft, weiterhin eine gesunde Beziehung zum Gegenüber zu führen. Wir wollen dir vorstellen, wie du unlösbare Probleme akzeptieren kannst und welche Strategien dir auf dem Weg helfen können.
Unlösbare Konflikte: die verschiedenen Formen
Unlösbare Konflikte können in verschiedenen Formen auftreten. Oftmals sind wir in solchen Situationen bereits vom Storytelling bezüglich des Konflikts des anderen genervt, weshalb wir weniger bereit sind, konstruktiv an der Situation zu arbeiten beziehungsweise über diese nachzudenken.
Unlösbare Konflikte nehmen verschiedene Phänomene an:
- Persuasion Fatigue: Diese Form beschreibt eine Art der sozialen Frustration. Wir tendieren dazu, aufgrund der Überzeugungsmüdigkeit, dem Gegenüber die Schuld zu geben, anstatt über Grenzen nachzudenken. Man ist der Diskussion leid und sucht einen einfachen Weg aus der Situation, was häufig in Trennungen oder Kontaktabbruch resultiert.
- Attitude Conflict: Im Attitude Conflict geht es um grundsätzlich verschiedene Einstellungen bezüglich der „großen Themen des Lebens“, wie Zukunftsvorstellungen oder Politik. Oftmals geht mit diesen unlösbaren Konflikten eine gewisse Form der Intoleranz einher. Da das Gegenüber andere Werte aufweist, schreiben wir der Person negative Attribute zu.
Warum unlösbare Probleme entstehen
Bei unlösbaren Problemen geht es häufig auch um Selbstreflexion. Wenn es uns an dieser mangelt, sind wir weniger offen für andere beziehungsweise gegensätzliche Meinungen. Daraus ergeben sich vermeintliche Annahmen über unser Gegenüber:
- Das Gegenüber ist verschlossen: Wenn die Ziele unterschiedlich sind, entsteht in uns schnell das Gefühl, dass das Gegenüber sich bezüglich der persönlichen Meinung verschließt, während man selbst offen für neue Blickwinkel ist. Dadurch fühlen wir uns von der Konfliktpartei nicht wertgeschätzt.
- Das Gegenüber ist nicht empathisch: Besonders bei Themen wie Umweltschutz können Konfliktherde aufkommen. Wenn die Konfliktpartei nicht die gleichen moralischen Werte wie man selbst teilt, stempeln wir diese schnell als schlecht ab, da wir in unseren Augen sogenannte Empathielücken beim anderen sehen.
Das Gegenüber wird antagonisiert: Bei unlösbaren Problemen spielt eine emotionale Komponente häufig eine Rolle. Die eigene Handlung erfolgt nach persönlicher Ansicht aus guten Motiven, während das Gegenüber in unseren Augen aus niederen Gründen handelt.
Beispiele für unlösbare Konflikte im Alltag
Seit Jahren erforscht Professor John Gottman in seinem „Love Lab“ unlösbare Probleme. Die Zahlen sind dabei überraschend: Der Wissenschaftler stellte fest, dass insbesondere in Beziehungen 69 % der Konflikte unlösbar sind!
In diesen Konflikten sind die Meinungen so verfestigt, dass die Diskussionen nur zu weiteren Verletzungen und zum Schwinden der Zuneigung führen. Gleichzeitig stellt der Professor aber heraus, dass es nicht immer zwingend eine Lösung geben muss. Wer vollständig ohne unlösbare Probleme leben möchte, der müsste sich theoretisch vollständig aus dem sozialen Leben zurückziehen.
Unlösbare Konflikte in Beziehungen
In Beziehungen kommt es häufig zu sogenannten Stellvertreter-Konflikten. Dabei wird ein Ereignis zum Anlass für einen Konflikt genutzt, hinter welchem eigentlich eine viel tiefere, versteckte Ebene liegt. Nehmen wir als Beispiel die vergessene Waschmaschine.
Partner A beschwert sich bei Partner B, dass dieser die Waschmaschine nicht ausgeräumt hat – eine Situation, über die man eigentlich ruhig sprechen könnte. Jedoch ist die Stimmung bereits aufgeladen aufgrund der unterliegenden Spannung über den Besuch bei der unbeliebten Schwiegermutter. Die ungeleerte Waschmaschine wird nun also genutzt, um dem Partner Vorwürfe zu machen. Es geht also nicht um die aktuelle Situation, sondern um den generellen Unmut in der Beziehung und den Einstellungen des Partners.
Offener und besser zu kommunizieren ist demnach wichtig, um Stellvertreter-Konflikte nicht entstehen zu lassen beziehungsweise konstruktiver mit diesen umgehen zu können.
Unlösbare Konflikte am Arbeitsplatz
Auch am Arbeitsplatz können unlösbare Konflikte entstehen:
- Lästereien: Schlechtes Reden über andere vergiftet das Klima auf der Arbeit. Manchmal jedoch lassen sich Gespräche nicht vermeiden beziehungsweise Leute nicht vom Geschwätz abbringen. Dabei sind die Grenzen zwischen Mobbing und Lästern fließend. Bitte die lästernden Kollegen darum, Probleme offen im Team anzusprechen, um den Konflikt nicht unlösbar werden zu lassen.
- Rollenkonflikte: Kennst du diesen einen Kollegen, der sich als etwas Besseres fühlt? Wechselnde soziale Rollen im Unternehmen können schnell zu unlösbaren Konflikten werden, wenn sich eine Person als Chef gegenüber den anderen aufführt. Hierbei kannst du selbstbewusst auftreten und diese Menschen sachlich und ruhig auf ihre Verhaltensweise hinweisen.
Unlösbare Konflikte: Werde zum Meister der Situation!
Manchmal müssen wir unlösbare Probleme akzeptieren. Wir sind nicht in der Lage, alle Konflikte der Welt zu lösen oder Menschen grundlegend zu ändern, wenn die Meinungen gegensätzlich sind. Wichtig ist jedoch, dass wir das Gegenüber nicht zu unserem Feind erklären: Es steht immer noch eine Person mit Gefühlen vor uns, die wahrscheinlich ihre Gründe hat, so zu denken, wie sie es tut.
Das bedeutet aber nicht, dass wir offener Ungerechtigkeit, wie Mobbing, nicht entgegentreten sollten. Solche unlösbaren Probleme sind nicht nur sozial, sondern auch persönlich schädigend und können Folgen für die Gesundheit der betroffenen Person haben.
Indem du dich über den Umgang mit unlösbaren Konflikten informierst, kannst du dein persönliches Wachstum vorantreiben. Stelle dich den unlösbaren Problemen und lerne, das Unlösbare zu akzeptieren und mit diesem umzugehen!