Mindset

Perspektive wechseln und die Dinge anders sehen

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Nicht selten wünschen wir uns, endlich mal wieder aus unserem Trott auszubrechen, die Perspektive zu wechseln, das Gewohnte zu verlassen. Wie fühlt sich das für dich an? Wärst du nicht freier, glücklicher und sogar ein wenig gelassener? Sobald du einen Schritt aus der Komfortzone wagst, triffst du unweigerlich auf etwas Neues und hast die Chance, deine Perspektive zu wechseln. Aber Achtung, jetzt passiert etwas mit dir: Statt weiterzugehen, suggeriert dir dein Gehirn, dass du in Gefahr bist. Du weißt schließlich nicht, was auf dich zukommt, triffst vielleicht auf eine erste Herausforderung und besinnst dich schlussendlich wieder auf das, was bisher immer funktioniert hat.

Wenn es darum geht, die Perspektive zu wechseln, machen wir Menschen es uns oft unnötig schwer. Das gilt auch für Teilnehmer auf einem Seminar. Wie aber kannst du damit umgehen? Der Schlüssel, Perspektiven zu ändern, liegt in der Perturbation. Perturbation ist eine interessante und effektive Methode, um die Perspektive zu wechseln und unterschiedliche oder auch ungewöhnliche Sichtweisen einzunehmen.

Wie Perturbation gelingt, das verraten wir dir nachfolgend.

Was ist Perturbation?

Den Begriff Perturbation haben die Neurobiologen Humberto R. Maturana und Francisco J. Varela in ihrem Werk „Der Baum der Erkenntnis“ geprägt. In diesem geht es um die Theorie lebender Systeme. Perturbation steht hier im Kontext mit einem Reiz aus dem Umfeld des Systems, der einen Strukturwandel auslöst. Man kann Perturbation auch als eine Störung oder einen neuartigen oder ungewöhnlichen Hinweis bezeichnen. Eine solche Kontroverse, wie eine ungewöhnliche Beobachtung oder irritierende Mitteilung, führt dazu, dass der Empfänger die Perspektive wechseln kann. Mit dem neuen Reiz entsteht das Potenzial, ein neues Deutungsmuster anzulegen, eine neue Blickrichtung einzunehmen und querzudenken. Es wird möglich, das gesamte Weltbild zu drehen. Einzig ausgelöst durch einen Impuls von außen.

Wie funktioniert es, mit Perturbation die Perspektive zu wechseln?

Du möchtest, dass sich deine Zuhörer oder Teilnehmer für deine Botschaft öffnen? Bedenke immer, dass etwas Ungewohntes und Neues gleichbedeutend mit dem Verlassen der Komfortzone ist. Das kann einen erheblichen Widerstand auslösen – und genau das Gegenteilige bewirken. Perturbation eignet sich besonders gut, um eine Gruppe dazu zu bewegen, zunächst die Grundlage zu schaffen, um eine Perspektive überhaupt wechseln zu können.

Was musst du tun, um die Perspektive zu wechseln?

Baue in dein Speaking oder in deine Performance eine „positive Störung“ ein. Ein solcher kleiner Stolperstein sorgt dafür, dass der Mensch sein System neu organisieren muss. Ein Beispiel für eine Perturbation ist eine Gruppenaufgabe, bei der die Zusammenarbeit nicht über die verbale Kommunikation stattfinden soll, sondern neue Kommunikationswege erschlossen werden. Dadurch, dass die Gruppenteilnehmer nicht auf das alte System zurückgreifen können, müssen sie die Perspektive wechseln, um eine andere, gemeinsame Kommunikationsebene zu finden.

Die „drei Stühle“, um die Perspektive zu wechseln

Die „drei Stühle“, um die Perspektive zu wechseln, ist eine spannende Methode, die einen Perspektivwechsel ermöglicht und als Walt-Disney-Methode bekannt ist. Das Kreativitätstool geht auf Robert B. Dilts zurück. Du kannst es bei Einzelpersonen, aber auch in einer Gruppe nutzen. Ziel ist es, ein Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, ungewohnte Rollen einzunehmen und damit neue Sichtweisen, Ideen und vor allem Herangehensweisen zu gewinnen.

Die drei Stühle stehen dabei für den Träumer, den Macher und den Kritiker. Die Dauer der Übung beträgt rund 30 Minuten. Zunächst bilden sich innerhalb einer großen Gruppe Kleingruppen von je drei Personen. Jeder dieser Personen nimmt auf einem der Stühle mit der vorher bestimmten Rolle Platz. Nun wird ein Thema oder Problem aufgegriffen und jeder schildert aus seiner aktuellen Rolle heraus seine Sichtweise. Nach einer vorgegebenen Zeit werden die Plätze gewechselt, bis eine einvernehmliche Lösung gefunden wird. Alternativ können alle Gruppenmitglieder auch gleichzeitig Träumer, Macher und Kritiker sein. So kann beim Perspektivenwechsel eine Art Flow entstehen, wenn der Träumer seine kreative Version hervorbringt, der Macher dazu einen konkreten Plan hat und der Kritiker den Blick schon vorab auf mögliche Fallstricke lenkt, worauf der Träumer wiederum eine Antwort weiß.

Tipp von Tobias Beck: Setze Perturbation möglichst in deinen Keynotes, Reden oder Seminaren ein, wenn du deine Teilnehmer auf den Perspektivenwechsel vorbereiten willst. So öffnest du ihren Geist und schaffst Platz für neue Erkenntnisse.